Schutz vor Einbruch durch Glasbruch
Rund 80,78% der Einbrüche über Fenster bzw. Fenstertüren werden durch das Aufhebeln von Fenster bzw. Fenstertüren verübt (76,2 % aufhebeln der Öffnungsseite, 4,67% aufhebeln auf der Bandseite).
8,01% der Einbrüche werden durch Glasbruch verübt – Tendenz steigend.
Diese Zahlen ergeben sich aus der „Kölner Studie“ der Polizei Nordrhein-Westphalen Köln für das Land NRW.
Auch wenn die Mehrheit der Täter sich auf das Aufhebeln von Fenstern und Fenstertüren spezialisiert hat, so kommt es dennoch immer häufiger dazu, dass Täter über das Glas einbrechen.
Unterscheiden muss man bei Glasbruch zwischen zwei Vorgehensweisen.
Die erste und am häufigsten auftretende Methode (rund 6,71%)ist das punktuelle Durchstoßen der Glasscheibe auf Höhe des Fenstergriffs, um diesen durch das entstandene Loch zu betätigen und das Fenster zu öffnen.
Diese Methode wird von Tätern, die vorhaben sich über die Glasscheibe Zutritt zum Objekt zu verschaffen, gerne gewählt, da oft nur ein Schlag, Stoß oder Steinwurf notwendig ist. Somit werden der entstehende Lärm und das Verletzungsrisiko für den Täter auf ein Minimum reduziert.
Die zweite Methode die Anwendung findet, ist das Zerstören und Durchsteigen der Glasscheibe.
Anders als überwiegend angenommen, genügt in den meisten Fälle nicht nur ein einziger Schlag oder Steinwurf um ein Loch von ausreichender Größe zu erzeugen, somit ist der Täter gezwungen, den Vorgang mehrmals zu wiederholen.
Es entsteht erheblich mehr Lärm als bei der zuvor genannten Methode.
Ebenso ist das Verletzungsrisiko beim Durchsteigen der zerbrochenen Glasscheibe für den Täter erheblich höher.
Wie kann man sich aber nun gegen Einbrüche über Glasscheiben sichern und es potentiellen Tätern so schwer wie möglich zu machen?
Abhilfe bei der Schwachstelle Glas schaffen Sicherheitsglasscheiben und nachrüstbare Sicherheitsfolien.
Sicherheitsglas
Sicherheitsglasscheiben bestehen aus mehreren Glasscheiben, die durch hoch reißfeste Kunststofffolien verbunden sind. Diese Folien verhindern unter anderem, dass die Glasscheibe nach einem Stoß oder Steinwurf zerfällt.
Die Anzahl der einzelnen Glasscheiben und Folienschichten richtet sich nach der Art der Klassifizierung.
Im Bereich der Sicherheitsverglasungen werden die Glasscheiben anhand ihrer Schutzwirkung in 4 alphabetische Klassen eingeordnet.
A = durchwurfhemmend
B = durchbruchhemmend
C = durchschusshemmend
D= sprengwirkungshemmend
Für den privaten und gewerblichen Bereich finden die Klassen A und B Anwendung.
Der Verband der Schadenversicherer (VdS) nimmt bei der Durchwurf- sowie Durchbruchhemmung eine relative Abstufung vor.
EH 01 = einfache Durchwurfhemmung
EH 02 = höhere Durchwurfhemmung
EH 1 = höhere Durchwurfhemmung
EH 2 = mittlere Durchbruchhemmung
EH 3 = Erhöhte Durchbruchhemmung
Die DIN EN 356 bezieht sich auf die Klassen A und B und unterteilt diese in mehrere Unterkategorien.
In welche Kategorie eine Glasscheibe eingeordnet werden kann, wird dabei anhand der in der DIN EN 356 genau festgelegten Prüfverfahren festgehalten.
Durchwurfhemmende Glasscheiben nach DIN EN 356A müssen dabei dem dreimaligen
(P5A neunmaligen) Aufprall einer 4,11 KG schweren Stahlkugel mit 10 cm Durchmesser aus verschiedenen Höhen standhalten. Die Glasscheibe wird hierbei nach der Größe der widerstandenen Fallhöhe klassifiziert.
Durchbruchhemmende Glasscheiben nach DIN EN 356B hingegen müssen mit einer 2 kg schweren Axt geprüft werden. Dazu werden so viele Schläge auf einen sogenannten Prüfling (Glasscheibe 1100mm x 900mm) durchgeführt, bis dieser eine Öffnung von 400mm x400mm aufweist. Die Anzahl der Wiederholungen dient dabei zur Klassifizierung.
Durchwurfhemmende Glasscheiben:
P1A Verglasung:
P1A Glasscheiben müssen einer Fallhöhe von 1,5m dreimal standhalten.
P2A Verglasung:
P2A Glasscheiben müssen einer Fallhöhe von 3m dreimal standhalten.
P3A Verglasung:
P3A Glasscheiben müssen einer Fallhöhe von 6m dreimal standhalten.
P4A Verglasung:
P4A Glasscheiben müssen einer Fallhöhe von 9m dreimal standhalten.
Diese Glasscheiben werden vom VdS in die Kategorie EH 01 eingestuft und werden anhand DIN EN 1627 für RC2 Elemente eingestuft.
P5A Verglasung:
P5A Glasscheiben müssen einer Fallhöhe von 9m neunmal standhalten.
Des Weiteren wird bei P5A Verglasungen auch eine Durchbruchhemmung geprüft, bei der die Scheibe der Axt mindestens 9 Mal standhalten muss.
Sie entsprechen der VdS Klassifizierung EH 02 und finden Verwendung in RC3 Elementen nach DIN EN 1627.
Durchbruchhemmende Glasscheiben:
P6B Verglasung:
P6B Glasscheiben müssen 30-50 Schlagwiederholungen standhalten, entsprechen der VdS Klassifizierung EH 1 und finden Anwendung in RC4 Elementen nach DIN EN 1627.
P7B Verglasung:
P7B Glasscheiben müssen 51-70 Schlagwiederholungen standhalten, entsprechen der VdS Klassifizierung EH 2 und finden Anwendung in RC5 Elementen nach DIN EN 1627.
P8B Verglasung:
P8B Glasscheiben müssen 71 oder mehr Schlagwiederholungen standhalten, entsprechen der VDS Klassifizierung EH 3 und finden Anwendung in RC6 Elementen nach DIN EN 1627.
Beim Kauf neuer Fenster und Fenstertüren sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass diese Elemente Glasscheiben gemäß der Widerstandsklasse P4A aufwärts verbaut werden.
Sicherheitsglasscheiben können auch nach Einzelfallprüfungen in bestehende Elemente nachgerüstet werden.
Sicherheitsfolien
Eine kostengünstige Alternative zu Sicherheitsglasscheiben sind die nachrüstbaren Sicherheitsfolien.
Diese transparenten Folien, welche auf die innenliegende Seite der Scheibe aufgetragen werden, nehmen die Aufprallenergie bei einem Stoß, Steinwurf etc. auf und erschweren ein durchdringen der getroffenen Scheibe, da durch den Aufprall entstandene Glasburchstücke sowie Glassplitter mit Hilfe der reisfesten Folie weiterhin zusammengehalten
Dank dieser Standzeiterhöhung kommt es somit häufig zum Abbruch des Einbruchs und es bleibt lediglich bei einem Versuch.
Wie stabil sind Sicherheitsfolien?
Sicherheitsfolien werden ebenso wie Sicherheitsglasscheiben an Hand der DIN EN 356 auf ihre Widerstandskraft getestet.
Die Sicherheitsfolien entsprechen dabei je nach Ausführung der Klasse P2A oder P3A laut DIN EN 356.
Wie wird die Sicherheitsfolie auf der Glasscheibe angebracht?
Um die Widerstandskraft der Scheibe effizient zu erhöhen, wird die Folie auf der gesamten Glasscheibe angebracht. Das bedeutet, dass die Folie auch auf die hinter den Glasleisten befindliche Glasfläche geklebt wird.
Nur so kann verhindert werden, dass der Folienrand zu einer Sollbruchkante wird und im Ernstfall die foliierte Fläche aus dem Fenster- bzw. Türflügel fällt.
Nachrüstung zu jeder Zeit
Von großem Vorteil gegenüber der Nachrüstung einer komplett neuen durchwurfhemmenden Scheibe sind das geringe Zusatzgewicht für den Flügel sowie die schnelle und saubere Aufbringung der Folien.
So ist die Nachrüstung auch im laufenden Betrieb jeder Zeit möglich und bedarf keiner großen Vorbereitung.